Foto: Brunsbüttel Ports

13. Juni 2017

Industrielogistik an der Unterelbe

  • Aurubis und Yara bestätigen hohe Relevanz der Häfen für die Werkslogistik
  • Länder- und branchenübergreifend Synergien im Wirtschaftsraum heben
  • Industrieelle Nachfrage entscheidend für Errichtung eines LNG-Terminals

Die Industrie prägt das Bild des Wirtschaftsraums an der Unterelbe. So relevant und attrak­tiv die Industrieunternehmen für die Häfen sind, so wichtig ist auch das reibungs­lose Handling der Industrieerzeugnisse durch die Hafenlogistiker. Der Informations­abend im Elbehafen Brunsbüttel blickt mit hochkarätigen Teilnehmern hinter die Kulis­sen der Industrielogistik. Gemeinsame Interessen, Möglichkeiten der Effizienzsteige­rung und übergeordnete Chancen durch ein LNG-Terminal sind dabei die wesentlichen Themen.

Rund 100 Gäste folgten der Einladung der Brunsbüttel Ports GmbH und Hafen Hamburg Marke­ting e.V. zum gemeinsamen Hafenabend. Die Veranstalter fokussierten sich auf die Rolle der Seelogistik an der Unterelbe für die Verlader und die regionale Industrie. Insbeson­dere die Verkehrsachse zwischen Hamburg und Brunsbüttel wird dabei als ein Wirtschafts­raum betrachtet, den es im engen Schulterschluss zwischen Industrie, Häfen und Politik zu för­dern gilt. Ingo Egloff, Vorstand von Hafen Hamburg Marketing, eröffnete die Veranstaltung und betonte die Bedeutung der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den Brunsbütte­ler Häfen und dem Hamburger Hafen. Beide Standorte engagieren sich über die Koope­ration Elbe Seaports länderübergreifend für die Unterelberegion.

Dr. Torsten Sevecke, Amtsleiter Innovations- und Strukturpolitik, Mittelstand und Hafen in der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation Hamburg, erklärte: „Hamburg und Schleswig- Holstein ergänzen sich ideal. Das zeigt die logistische Praxis in der Metropolregion und das zeigt die gemeinschaftliche Positionierung im internationalen Wettbewerb. Beide Häfen sind ele­mentarer Bestandteil der industriellen Supply Chain. Diese Synergien gilt es gemeinsam für die Metropoloregion zu heben.“

Der stellvertretende Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technolo­gie des Landes Schleswig-Holstein, Kurt-Christoph von Knobelsdorff, bezieht sich in seiner Aussage auf den Hafen- und Industriestandort Brunsbüttel: „Die Brunsbütteler Häfen leis­ten einen entscheidenden Beitrag zu unserer Wertschöpfung und sind gleichzeitig unabding­bar für die angesiedelte Industrie. Dieser Wechselwirkung müssen wir uns bewusst sein und entsprechend handeln – im Bereich Infrastruktur genauso wie im Energiesektor. Mit der Errichtung eines LNG-Terminals würden sich große Chance für die Unterelberegion und die energieintensive Industrie eröffnen.“

In der von Melanie Graf, charakterPR, moderierten Podiumsdiskussion waren sich die Teilneh­mer darüber einig, dass Industrie und Seelogistik stark voneinander abhängig sind.„Wir sehen uns als Bestandteil des Hamburger Hafens. Die maritimen Logistikleistungen sind für uns überlebenswichtig“, äußerte sich Frank Osterhagen, Vice President Corporate Procurement & Logistics bei der Aurubis AG. Das Unternehmen arbeitet bereits seit über 10 Jah­ren mit Brunsbüttel Ports zusammen und hat die Hafenexperten mit der Logistik seines wich­tigsten Rohstoffes beauftragt. Bis heute wurden im Elbehafen insgesamt weit über 11 Millio­nen Tonnen Kupferkonzentrat zunächst eingelagert und dann per Binnenschiff zu  Aurubis nach Hamburg transportiert. Frank Schnabel, Geschäftsführer der Brunsbüttel   Ports, erläutert: „Als Hafen- und Logistikdienstleister übernehmen wir wichtige Aufgaben für die Industrie­branche. Ob es die Verschiffung der vor Ort erstellten Produkte ist oder auch die Abwick­lung von Ver- und Entsorgungsprozessen, wir verstehen uns als Partner der Industrie. Ein werksnaher Hafen ist deshalb auch besonders attraktiv für industrielle Ansiedlung und Produk­tion.“

Julia Lindland, Geschäftsführerin der Yara Brunsbüttel GmbH, bestätigte ebenfalls die Bedeu­tung der Hafenlogistik. Yara nutzt mit drei eigenen Brücken den Hafen Ostermoor und transpor­tiert mehr als 50 Prozent seiner Produkte per Schiff. Als wesentliche Herausforderung nennt Lindland die lokale Infrastruktur für Erdgas, die dazugehörigen hohen Netzgebühren  und die Erdgassteuer, die besonders hoch in Deutschland und Brunsbüttel ist. Das Ammoniak und Harnstoff herstellende Werk hat einen sehr hohen Energiebedarf an Erdgas und gehört un­ter den Einzelunternehmen deutschlandweit zu einem der fünf größten Erdgasverbraucher mit mehr als 1 Prozent des gesamten Erdgasverbrauchs in Deutschland. Im Hinblick auf  die­sen hohen Bedarf und auf die Vorteile durch die direkte Nutzung von LNG eines lokalen Termi­nals, engagiert sich auch Yara für die Errichtung eines LNG-Terminals. Eine technische Zusammenarbeit ist bereits mit Gasunie, dem potenziellen Terminalbetreiber, eingeleitet, in  der gemeinsame Synergien untersucht werden. Für Yara ergeben sich mögliche Energievor­teile, wovon die Umwelt ebenfalls profitiert.

Als Sprecher der Werkleiterrunde des ChemCoast Parks Brunsbüttel weiß Frank Schnabel um die Interessen der angesiedelten Chemie- und Mineralölbetriebe und erklärt: „Der Industriestand­ort verzeichnet eine hohe Nachfrage nach einer dauerhaft gesicherten Energieversor­gung. LNG stellt dabei eine echte Alternative zum regulären Pipelinegas dar.  Wir freuen uns, dass der Investor Gasunie sich auf dieser Grundlage entschied Brunsbüttel als Standort zu favorisieren. Wir werden nun Gasunie wie bisher intensiv bei den weiteren Planun­gen für das LNG-Importterminal unterstützen, so dass die finale Investitionsentscheidung erfol­gen und die Region ebenso wie die deutsche Energiebranche von einem LNG-Importterminal profitieren kann.“