
02. Juli 2025
Kernkraftwerk Brokdorf: Rückbau kann beginnen
Über sieben Jahre nach Antragstellung und mehr als drei Jahre nach Abschaltung des Kernkraftwerks Brokdorf (KBR) am 31. Dezember 2021 ist ein bedeutender Meilenstein erreicht: Am 23. Oktober 2024 hat die Betreibergesellschaft, die PreussenElektra GmbH, die erste Stilllegungs- und Abbaugenehmigung erhalten. Damit ist der Weg für den Rückbau der Anlage frei – ein lang vorbereiteter und sicherheitsorientierter Prozess.
Bereits zwei Monate später folgte der nächste wichtige Schritt für dieses Vorhaben: die Genehmigung zur Stillsetzung der ersten Systeme. Dabei handelt es sich um Komponenten des nuklearen Zwischenkühlsystems, die im Leistungsbetrieb die Wärmetauscher nuklearer Hilfs- und Nebenanlagen versorgt haben. Mittlerweile wurden zwei Stränge des Zusatzboriersystems, ein autarkes System, das der Abschaltung des Reaktors diente, erfolgreich stillgesetzt. „Damit sind wesentliche Systeme des primären Kühlkreislaufs technisch und verfahrenstechnisch von den restlichen Anlagenteilen getrennt“, sagt Kraftwerksleiter Tammo Kammrath.
Die Stillsetzung ist nur der erste Teil des komplexen Rückbauprozesses: Nicht mehr benötigte Systeme werden elektrisch abgeschaltet, isoliert und physisch vollständig vom Restbetrieb getrennt. Aktuell werden 19 Messkreise und 30 Stellantriebe stillgelegt. Die Komponenten werden in Magenta gekennzeichnet und entsprechend dokumentiert.
Im Anschluss erfolgt die radiologische Charakterisierung der Systeme. Diese bildet die Grundlage für den Antrag zur tatsächlichen Demontage – ein strukturiertes Verfahren, das sich bereits in den Schwesteranlagen bewährt hat. In allen von PreussenElektra betriebenen Anlagen läuft der Rückbau inzwischen auf Hochtouren – auch in den zuletzt abgeschalteten Reaktoren Grohnde und Isar 2.
Vor dem Hintergrund aktueller Diskussionen ist eine Wiederinbetriebnahme des Kernkraftwerks Brokdorf für PreussenElektra kein Thema mehr. Das Unternehmen konzentriert sich vielmehr klar und konsequent auf den sicheren und nachvollziehbaren Rückbau. „Technisch wäre eine Rückkehr in den Leistungsbetrieb äußerst aufwendig und komplex.“ hebt Kraftwerksleiter Kammrath hervor.
Energiestandort soll Brokdorf auch in Zukunft bleiben. Gemeinsam mit E.ON prüft PreussenElektra die Errichtung eines leistungsfähigen Batteriespeichers auf dem Kraftwerksgelände. Dieser soll nach aktuellen Plänen in zwei Stufen von 100 auf bis zu 800 Megawatt Leistung und einer Speicherkapazität von 1.600 Megawattstunden ausgebaut werden – und wäre damit der größte Batteriespeicher in Europa. Ziel ist es, schwankende Einspeisungen bei Erneuerbaren Energien auszugleichen und später bedarfsgerecht wieder zur Verfügung zu stellen. Damit würde der Batteriespeicher einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und zur Klimaneutralität leisten.